lala.ruhr ist das Labor für die Landschaft der Metropole Ruhr – eine Biennale der urbanen Landschaft!
Die Innenstädte der Ruhrgebietsmetropolen werden nach wie vor dominiert vom Individualverkehr. Hier drängt sich Auto an Auto, große Verkehrsachsen schränken Nutzungsmöglichkeiten für neue Mobilitätsformen und Aufenthalt ein. In unmittelbarer Nähe liegen häufig Fußgängerzonen, die immer weniger dem ehemaligen Anspruch als attraktive Shoppingmeile gerecht werden. Anhand von Konzepten und Best Practice-Beispielen haben Julian Altmann (Essen) und Dirk Becker (Dortmund) sich dieses Themas angenommen und mit Unterstützung des BDLA NRW neue Ansätze für zukunftsfähige innerstädtische Räume diskutiert, moderiert von Isabella de Medici (Planungsbüro DTP, BDLA).
Für die Veranstaltung urban re-creation wurde als Titel ein Wortspiel gewählt: “re-creation” von Innenstädten und Ihren Qualitäten. Die Impulse haben dies auf drei Ebenen aufgegriffen: Mit der Idee für eine Planung, einem Konzept und bereits realisierten Projekten.
Nach einem Impulsvortrag von Thomas Dietrich (Vorsitzender des BDLA NRW) zum Thema: “wie grün ist das denn?” mit Rückblicken und Ausblicken auf die Grüne Infrastruktur des Ruhrgebietes stellte Andreas Meissner vom Projektteam Emmissionsfreie Innenstadt Dortmund das Projekt „Dortmunder Wallanlagen“ vor – heute ein fast ausschließlich vom Auto geprägter Raum, für den neue Bilder entwickelt werden. Dies geschieht unter anderem durch verschiedene Planfälle, die mit unterschiedlichen Verkehrsführungen, auch Radspuren, arbeiten.
Anhand der vorgestellten Masterarbeit des Landschaftsarchitekten Julian Altmann wurde eine Zukunftsvision für die Essener Innenstadt aufgezeigt. Seine Überlegungen zu Frischluftversorgung und Regenwassermanagement für das Zentrum endeten in einem starken Bild einer deutlich grüneren Freiraumgestaltung mit reduziertem Straßenraum – die heute achtspurige Essener Schützenbahn könnte sich so in einen Park verwandeln.
„Wenn wir immer nur vom Status Quo ausgehen, drehen wir uns im Kreis. Spuren produzieren Verkehr, Verkehr braucht Spuren. Wenn wir vier Spuren haben und bauen eine fünfte, so wird auch diese voll von Autos sein. Bauen wir dann die sechste oder muss Verkehr insgesamt neu gedacht werden?“
Bereits umgesetzte Best Practice-Projekte zum Thema “urban re-creation” präsentierte Stefan Bendiks. In seinem Vortrag lag der Schwerpunkt auf der Umsetzung und Durchsetzung gestalteter Straßenräume. Auch der Aspekt der Beteiligung und Mitnahme der Anwohner:innen wurden angesprochen. Welche Punkte bei den Projekten zu beachten und zu bedenken sind, formulierte Bendiks in Form von sechs Tricks, die in seinem Buch „Traffic Space is Public Space“ nachzulesen sind.
Die Diskussion in der mit über 60 Teilnehmenden sehr gut besuchten Veranstaltung entwickelte sich lebhaft, ausgehend von der Kernfrage: Denkt man ein Projekt zur Raumgestaltung anstatt von der Verkehrsplanung nicht besser von den Raumqualitäten aus? Dabei wurde deutlich, dass nach wie vor eine Diskrepanz besteht zwischen der Planungsrealität in den Ämtern, in der allzu oft vom Verkehr und entsprechenden Zählungen ausgegangen wird. Demgegenüber steht der Wunsch, Freiraum neu zu denken und aufzuteilen, damit zukünftig wieder vermehrt Menschen statt Autos unsere Innenstädte dominieren.
Text: Isabella de Medici
Foto: Julian Altmann