Biennale der urbanen Landschaft eint die Motivierten aller Disziplinen: 189 Akteur:innen, von der Graswurzel-Initiative bis zu den großen Playern der Metropole Ruhr gestalten über 130 Veranstaltungen vom 10.-24.9.2022 am Wissenschaftspark Gelsenkirchen. Nach der gelungenen Eröffnung mit dem „Wochenende der Vielfalt” steht die „Woche der digitalen Realitäten” auf dem Programm. Alle Veranstaltungen und Angebote sind kostenlos.
„Klassische Musik kann rocken“, kommentierte die künstlerische Leiterin des Ensembles Ruhr Anna Betzl-Reitmeier die Performance ihrer Kolleg:innen – und genau das erlebten die etwa 120 Gäste bei der Eröffnung der 1. Biennale der urbanen Landschaft hautnah. Furios und mit Verve leitete ein Sextett des Ensemble Ruhr mit Tschaikowsky in die Biennale ein, die vom 10. bis 24. September 2022 am Wissenschaftspark in Gelsenkirchen stattfindet. Die Musiker:innen in diesem für Kammermusik eher unkonventionellen Umfeld setzten damit den schwungvollen Ton des Wochenendes, der in den Veranstaltungen durchweg spürbar blieb.
Über 180 Akteur:innen werden in diesen Biennale-Wochen gemeinsame Aktionen starten, Best Practice-Beispiele präsentieren und in rege Diskussionen mit Fachleuten und interessiertem Publikum einsteigen.
Zahlreiche von ihnen waren an diesem ersten „Wochenende der Vielfalt“ aktiv. Das Regenwetter am Samstag tat der Beteiligung an Workshops, Vorträgen, Diskussionen und Mitmach-Aktionen keinen Abbruch. Am Sonntag fanden bei strahlendem Sonnenschein weitere Exkursionen, Workshops und das Jazzkonzert der Brassholes Marching Band regen Zulauf.
Auf der Eröffnungsbühne, moderiert durch die lala.ruhr-Initiator:innen Sebastian Schlecht und Melanie Kemner, die auch die Biennale der urbanen Landschaft konzipierten, freute sich der Gelsenkirchener Stadtbaurat Christoph Heidenreich, dass die Stadt Gelsenkirchen Gastgeberin für die Biennale sein darf: „Angesichts des Klimawandels müssen wir weg von den Silos. Das geht heute auch in der Stadtverwaltung nicht mehr.“
Nina Frense, Beigeordnete für Umwelt und Grüne Infrastruktur beim Regionalverbandes Ruhr, die den Wandel des Ruhrgebiets und seine derzeitigen Herausforderungen auch im globalen Kontext prägnant zusammenfasste, fügte hinzu: „Unsere Haldenlandschaft zeigt exemplarisch den Umbau unserer Region durch grüne Infrastruktur. Entstanden als Abfallprodukt des Bergbaus können die Halden jetzt Treiber der Energiewende werden, als Standorte für erneuerbare Energien und als Paradebeispiel, wie Erholung, Naturschutz, Windkraft und Photovoltaik an einem Ort zusammen funktionieren können. Dafür brauchen wir kreative Planer:innen und den Mut neue Wege zu gehen, so wie hier auf der Biennale der urbanen Landschaft.“
Die regionale Kraft war an diesem Wochenende klar zu spüren. Das regionale, überregionale und auch internationale Kraftpaket aus Graswurzel-Initiativen, Planer:innen, Wissenschaftler:innen und Künstler:innen präsentierte die unglaubliche Vielfalt an Engagement für die grüne Stadt der Zukunft ebenso wie die Aktivitäten um die Charta und Strategie Grüne Infrastruktur des Regionalverbands Ruhr, der dieses erste Wochenende der Vielfalt förderte.
Es geht bei dieser Biennale um nichts Geringeres als „die Frage, wie wir das Ruhrgebiet nicht nur als liebenswert erhalten, sondern auch als lebenswerte Region gestalten können“, formulierte Peter Köddermann, Geschäftsführer Programm von Baukultur NRW, bei der Eröffnung.. Und so wurde mit großer Ernsthaftigkeit und Offenheit im lässigen Flair des Außenbereichs und in den Arkaden des Wissenschaftsparks gemeinsam debattiert und diskutiert, gebaut und experimentiert, Ideen ausgetauscht und nach Lösungen für Hindernisse in der Umsetzung gesucht. Das Besondere dabei: Der ungewöhnliche Rahmen und die bewusst offenen Formate schufen eine so einladende Atmosphäre, dass der Austausch zwischen Vertreter:innen völlig unterschiedlicher Disziplinen und fachfremden Interessierten sich äußerst entspannt und inspirierend gestaltete.
Über 50 Programmpunkte vom Solardach-Check bis zum Naturerlebnisraum für Kinder, vom Acker auf dem Parkhausdach bis zur Halden-Exkursion, vom Upcycling-Workshop bis zur Universitätsforschung zur Energiewende in Deutschland lockten an diesem Wochenende Interessierte und Motivierte aller Disziplinen an. Planer:innen und Landschaftsarchitekt:innen, Umweltbildner:innen und Verwaltungsmitarbeitende, Wissenschaftler:innen und Stadtmacher:innen, aber auch Gäste von nah und fern fanden den Weg zur Festival-Wiese mit Strandkorb aus Paletten und strohgefüllten Kissen. Sie alle eint der Wunsch, mehr zu erfahren über das, was uns allen am meisten unter den Nägeln brennt: Wie wir unsere Städte so schnell wie möglich resilienter und klimaangepasster machen können. Fazit: An Ideen und konkreten Lösungen mangelt es nicht, aber es hapert stellenweise an der Umsetzung.