Durch 3D-Visualisierungen wird der Mehrwert einer grünen Straße in der Regel überhaupt erst verstanden.
Wir brauchen weniger Parkplätze und mehr Radverkehr in unseren Städten – darin sind sich viele Stadtbewohner:innen, Initiativen und Planer:innen einig. Sollen hierfür allerdings Parkplätze verschwinden, münden sämtliche Planungsprojekte in schöner Regelmäßigkeit in erbitterten Debatten. Die Leitfrage der Festival-Werkstatt mit Robin Römer (cityscaper) und Jan van den Hurk (Radentscheid Aachen) lautete dementsprechend: Wie bringen wir fahrradfreundliche Infrastruktur auf die Straße und kommunizieren die Neuaufteilung und Aufwertung von Straßenraum?
Vor allem durch eine Kommunikation, die den Mehrwert der Umgestaltung für alle begreifbar macht – und dafür braucht es gute Argumente. Den Teilnehmenden wurde für Kleingruppen-Diskussionen in digitalen Break Out-Rooms jeweils eine Rolle zugewiesen. Spannend war hierbei, mitzuerleben, wie teilnehmende Verwaltungsmitarbeitende losgelöst von ihrer beruflichen Position in der Rolle als Bürger:in diskutieren und Bürger:innen die Sicht der Politik vertreten. Die Ergebnisse wurden in einem digitalen Whiteboard zusammengetragen, auf dem Argumente und Gegenargumente schnell ein buntes Zettel-Mosaik aus Rede und Gegenrede bildeten. Hier ein paar Auszüge der Diskussion:
In einem zweiten Durchgang wurden anhand eines konkreten Falls verschiedene Querschnittsvarianten einer Straße diskutiert, einmal auch unter Einbezug von 3D-Visualisierungen. Im Rollenspiel zeigte sich, dass sowohl in der öffentlichen als auch der politischen Wahrnehmung in der Regel die Variante bevorzugt wird, die den meisten Parkraum bietet. Aber auch, dass durch die zusätzliche 3D-Visualisierung einer Allee der Mehrwert einer grünen Straße überhaupt erst verstanden und folglich nicht mehr anhand der bloßen Fakten geurteilt wird, beispielsweise in Bezug auf die Anzahl von Parkplätzen und Bäumen.
Der Tenor des Workshops: Durch klare und prägnante Kommunikation, die einen lebenswerten Raum für alle verständlich und begreifbar macht, können Widerstände abgebaut werden. Der Fokus sollte, auch durch unterstützende Visualisierungen, auf die positiven Seiten der Veränderung gelenkt werden – nicht auf bloße Zahlen, die den Menschen suggerieren, Ihnen würde „etwas weggenommen“.
Text: Sonja Broy
Visualisierung: cityscaper